Dr. Thomas Bistry
Geologe und Spezialist für Naturgefahren im NatCat-Center
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Beim Thema Tornados denken die meisten an die USA. Und in der Tat werden dort jährlich rund 1200 Tornados beobachtet. Doch auch in Deutschland sind Tornados kein seltenes Wetterphänomen.
Allein im Juni dieses Jahres gab es etliche bestätigte Tornados. So sorgte unter anderem das Video eines Pärchens auf Youtube für Furore, das am 5. Juni im Kreis Schleswig-Flensburg einen Tornado filmte und dabei rege stritt. Nur zwei Tage später rief die Hamburger Feuerwehr den Ausnahmezustand nach einem schweren Unwetter aus. Ein Tornado zog über den Nordosten der Stadt und verwüstete Teile von Farmsen-Berne. Das Video zeigt die Entstehung der Windhose. Und am 15. Juni richtete ein Tornado binnen weniger Minuten im Thüringischen Ellrich erhebliche Schäden an.
Meistens treten Tornados bei Gewittern im Sommer auf. Zu dieser Zeit sind die Labilität und der Feuchtegehalt der Atmosphäre am größten. Aber auch im Winter werden Tornados beobachtet – vor allem, wenn sich bei der Passage von Winterstürmen an der zugehörigen Kaltfront eine Schauer- oder Gewitterlinie ausbildet.
Tornados – oft auch Windhose oder Großtrombe genannt – sind trichterartige, mehr oder weniger senkrecht zur Oberfläche gerichtete Luftwirbel, die eine durchgehende Verbindung von einer Schauer- oder Gewitterwolke bis zum Boden aufweisen. Die Luftwirbel sind zunächst unsichtbar. Erst durch die Kondensation von Wasserdampf und vom Boden aufgewirbelten Staub werden sie sichtbar. Dabei kann ihr Durchmesser von zehn Metern bis hin zu einem Kilometer reichen und ihre Lebensdauer von einigen Sekunden bis zu wenigen Stunden. Die auftretenden Windgeschwindigkeiten können mehrere Hundert Kilometer pro Stunde erreichen. Ziehen Tornados über Wasserflächen, werden sie als Wasserhosen bezeichnet.
Es gibt mehrere Modellvorstellungen, wie ein Tornado entsteht. Die Geowissenschaftler und Meteorologen der Deutschen Rück sind den verschiedenen Erklärungsansätzen im Detail nachgegangen. Die Experten stellen dar, wie Tornados nachgewiesen werden können und welche Besonderheiten Tornado-Schäden aufweisen. Denn von Wetterstationen lassen sich die meist kleinräumigen Tornadoerscheinungen kaum registrieren. Dazu ist die Stationsdichte zu gering und herkömmliche Wetterstationen werden bei einem intensiven Tornado meistens zerstört. Doch wie lässt sich dann die Stärke eines Tornados überhaupt messen?
Diese und weitere Fragen klären die Wetterexperten der Deutschen Rück im Tornado-Special der Sturmdokumentation 2015. Denn: Extreme Unwetterereignisse und Naturgefahren stellen große Herausforderungen an Versicherer, Politik und die Gesellschaft. Es wird deshalb immer wichtiger, Naturgefahrenereignisse geowissenschaftlich einzuordnen, Schadenpotenziale realistisch einzuschätzen und Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
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Ein Tornado fegte am 7. Juni 2016 über Teile Hamburgs (Video: Frank Böttcher und Alexander Hübener, Institut für Wetter und Klimakommunikation, www.wetterspiegel.de)